
Indigo – Champaran – Satyagraha
Beatrix Hoffmann-Ihde
BCDSS Exhibition Curator
Die drei titelgebenden Worte sind eng mit dem Namen Mahatma Gandhis (Abb. 1) verknüpft. Anfang des 20. Jahrhunderts beendete er die ausbeuterische Indigoproduktion in Bihar/Indien durch die Champaran-Kampagne. Dabei ließ er sich von den Prinzipien des Satyagraha leiten.

Abb. 1: Mahatma Ghandi im Jahr 1931 (Foto: Dinodia Photos / Alamy Stock Photo).
Indischer Indigo
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der indische Indigo hauptsächlich im heutigen Bundesstaat Bihar im Distrikt Champaran angebaut (Abb. 2). Der Anbau erfolgte noch immer unter den gleichen ausbeuterischen Bedingungen des Zamindar-Pachtsystems, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Bengalen zum Widerstand der Kleinbauern geführt hatten. Dieser Widerstand ging als Blue Mutiny (1859-1862) in die Kolonialgeschichte Bengalens ein.
Ähnlich wie Mitte des 19. Jahrhunderts in Bengalen war auch in Champaran um 1900 die wirtschaftliche Situation der zum Indigoanbau gezwungenen Kleinbauern sehr schlecht. Durch das Pachtsystem, in welchem sie die Äcker bewirtschafteten, waren sie zum Anbau von Indigo gezwungen, obwohl Reis ihr Grundnahrungsmittel war und sie ernährt hätte. Hinzu kam, dass seit der Erfindung des synthetischen Indigos der Indigoanbau ab Ende des 19. Jahrhunderts immer unrentabler wurde. Damit sanken die Einnahmen für die Ernten immer weiter. Schließlich deckten sie kaum noch die hohen Ausgaben für das Pachtsystem. Dadurch gerieten die Indigobauern in eine zunehmend katastrophale wirtschaftliche Situation.

Abb. 2: Indischer Subkontinent, Karte von 1857.
Mahatma Gandhi in Champaran
Im Jahr 1917 erfuhr Mahatma Gandhi (1869-1948) von der verzweifelten Lage der Kleinbauern in Champaran. Zusammen mit Unterstützer:innen reiste er bald darauf in diese Provinz und startete unter großer öffentlicher Anteilnahme eine Unterstützungskampagne. In deren Zentrum stand die Befragung von Tausenden Indigo-Kleinbauern, um deren dramatische wirtschaftliche Situation offenzulegen. Damit erreichten Gandhi und seine Mitstreiter:innen, dass von der Regierung eine Untersuchungskommission eingesetzt wurde. Sie stellte offiziell fest, dass der Zwang zum Anbau von Indigo viele Kleinbauern in tiefe Armut gestürzt hatte.
Satyagraha
Die Kampagne, die Gandhi nach den Prinzipien des Satyagraha (Suche nach Wahrheit) geführt hatte, war die erste größere Aktion auf indischem Boden, in der er sich zudem von den Prinzipien des gewaltfreien Widerstands leiten ließ. Sie war Teil einer Widerstandsbewegung gegen die Ausbeutung der Indigo-Kleinbauern in Champaran und schließlich erfolgreich (Abb. 3-7). Angestoßen durch die Champaran-Kampagne wurde das Pachtsystem, von dem die Indigo-Kleinbauern bis dahin abhängig waren, offiziell abgeschafft.

Abb. 3: Gandhi während des Salzmarsches im März 1930 (Foto: World History Archive / Alamy Stock Foto).


Abb. 4: Gandhi mit britischen Textilarbeiterinnen in Darwen, Lancashire, 1931 (Foto: History and Art Collection / Alamy Stock Photo).
Abb. 5: Mahatma Gandhi spinnt mit einem charkha (Foto: Unbekannt, Ende 1940er Jahre / Public domain).

Abb. 6: Aufruf in der Zeitung ‘The Bombay Chronicle‘ zum Boykott fremder Kleidung, 1921 (Foto: Dinodia Photos / Alamy Stock Photo).

Abb. 7: Statue des Mahatma Gandhi in Paramaribo, Suriname (Foto: A. van Zandbergen, 2014 / Alamy stock photo).
Weiterführende Literatur
Gandhi, Mohandas Karamchand, 1931. My experiments with truth. Ahmedabad: Sarvodaya.
Nadri, Ghulam A. 2016: The Political Economy of Indigo of India, 1580-1930. Leiden: Brill. https://doi.org/10.1163/9789004311558_007